Der Hālau

Das Wort hālau bezeichnete ursprünglich ein Langhaus, einen Arbeitsraum oder Treffpunkt, etwa um Kanus zu bauen oder Hula zu unterrichten. In der frühen hawaiianischen Gesellschaft lebten haumana (Schüler) abgesondert im hālau, um sich unter strengen Regeln und Verboten (kapu) intensiv auf religiöse Zeremonien und Feierlichkeiten für die Götter und ali'i (Regenten) – sowie diejenigen, die den Boden beackern – vorzubereiten. Der hālau basierte auf einer strengen Hierarchie.  Vieles hat sich seitdem geändert, aber was einen hālau ausmacht, ist noch immer dasselbe. 

Kumu Hula

Das Wort kumu bedeutet wörtlichQuelle, Basis und Ursprung. Ein(e) kumu hula (Hula Lehrer(in)) ist ein(e) Meisterlehrer(in) des hawaiianischen Tanzes, der/die die Qualitäten eines Künstlers, Managers und spirituellen Lehrers verkörpert. Als Leiter eines hālau, lehrt der kumu sein Wissen seinen Schülern, weist sie in Tanzbewegungen ein, in die Techniken des Anfertigens von Kostümen und Instrumenten, unterweist sie in spiritueller Tradition und menschlicher Ethik. Der kumu  organisiert ausserdem Aufführungen und Zeremonien.

Der kumu hat Helfer im hālau: den kumu kokua, der in Abwesenheit des kumu die Leitung übernahm, und den alaka'i, den Leiter der 'olapa (Tänzer). Es gibt außerdem einen Leiter der Trommler, einen Schatzmeister (po'opua'a) mit seinem Assistenten, dem paepae, und einen Sprecher oder Mediator (ho'oulu).

Die Position eines kumu kann von jedem eingenommen werden, der durch Training und Studium dafür qualifiziert ist. Er oder sie kann von einer Tanzkompanie in diese Position gerufen werden, von einem älteren kumu dazu ernannt werden oder sich selbst ernennen, falls das Unternehmen sein/ihr eigenes ist. 

Haumana

Ein(e) haumana (Student(in), Schüler(in), Lehrling) beginnt als ‘olapa (Tänzer(in)) und begibt sich auf einen bestimmten Weg des Denkens und Handelns, der nicht allein physische Disziplin, sondern auch mentales, emotionales und spirituelles Wachstum einschließt. Diese Ziele werden durch Zuhören, Beobachtung, Übung und Gebet erreicht. Durch wiederholtes Üben von Bewegungen beginnt der Körper des Tänzers sich automatisch zu bewegen, sodass sie/er nicht mehr über die nächste Bewegung nachdenken muss – die Bewegung geschieht von selbst. In diesem Moment übernimmt die Seele die Führung und der Hula Tänzer macht die, für das Publikum sichtbare Erfahrung von innerer Freude und Frieden. Damit ist die Grundlage gelegt zu inspirieren und zu unterhalten, Erinnerungen hervorzurufen, zu begeistern, das Leben zu genießen und andere zu unterstützen. 

Um ein(e) erfolgreiche(r) Hulaschüler(in) zu sein muss man nicht einer bestimmten Familie angehören oder eine bestimmte "Hautfarbe" haben. Stattdessen muss er/sie loyal, unterstützend und ehrlich sein, hilfreich ohne dafür etwas zu erwarten, geduldig, fleißig, freundlich und bereit, für die eigenen Handlungen Verantwortung zu übernehmen. Er/sie muss großmütig sein, bescheiden und den Mut haben, für seine/ihre Überzeugungen einzustehen. Und er/sie muss schön sein, d.h. Liebe und Licht reflektieren. 

Nach Jahren der Übung und der Auftritte, wenn der/die junge 'olapa älter wird und erfahrener, wird er/sie ein ho'opa'a, was wörtlich bedeutet, etwas fest zu machen, zu behalten oder sich einzuprägen. Ein ho'opa'a ist jemand, der/die oli (Chant) und mele (Tanz) gelernt hat und jetzt bereit ist, andere darin zu leiten.  

Ein(e) haumana kann ho'opa'a und 'olapa gleichzeitig sein.

 

Foto im Hintergrund: im Seminarraum des OMNA Instituts, Niederbayern.